Samstag, 11. August 2007

Gold und Silber lieb ich sehr, kann's auch gut gebrauchen!



Die "Silberdistel" auch Stengellose Eberwurz, botanisch Carlina acaulis L., genannt, ist für mich eine ganz besondere Pflanze. Ich bekam einmal einen Weihnachtsstrauß: Kiefernzweige, darin eingebunden Silberdistelblüten auf kurzen Stielen. Sie gefielen mir und so bewahrte ich die getrockneten Blüten auf.

Das ist inzwischen 10 Jahre her. Jedes Jahr kommen die Blüten in unseren Balkonkasten, zusammen mit Koniferen und rotem Beerenschmuck, verschönt uns das Arrangement die Adventszeit. Und jeden Dezember wieder, sobald die Sonne aus dem Winterhimmel scheint, öffnen sich nach wie vor die vor einem Jahrzehnt abgeschnittenen Blüten, um sich, wenn das Wintergrau zurückkommt wieder zusammenzufalten, als wäre es ein Sommerabend im Steingarten.

Dieser Vorgang gehört für mich jedes Mal zu den Millionen kleiner Wunder, mit der uns die Natur zu verblüffen imstande ist. Völlig klar, daß ich, als ich die Bepflanzung meines Steingartens plante, als allererstes an die "Silberdistel" dachte.



S i l b e r d i s t e l u n d G o l d d i s t e l

Die "Golddistel" oder weniger poetisch, Gewöhnliche Eberwurz, botanisch Carlina vulgaris L. genannt, war mir völlig unbekannt, bis ich in einem speziellen Katalog für Versand von Alpenpflanzen stöberte. Es gab auch keine Abbildung zu sehen, aber selbstverständlich, Frau ist neugierig (Männer sind nur wissenschaftlich interessiert) also mußte ich die Pflanze bestellen.

Es kam ein winziges stacheliges Rosettchen, das ich in ein Humus-Bett im Kies versenkte. Im Jahr darauf nahm die Pflanze an Umfang zu, ich nannte das ganze schon Rosette und vertröstete mich auf das kommende Jahr. Ungeduldige Gärtner sind unglückliche Gärtner, im dritten Jahr war der Umfang auf 20 cm angewachsen. Von goldenen Blüten träumte ich weiter.

In diesem Frühjahr passierte es, die Rosette zog völlig ein. Was war geschehen? Ich hatte keine Ahnung, aber da ich sehr leidensfähig bin, ließ ich den ruinösen Rest noch masochistisch stehen und grübelte, was da nun eigentlich los sei?

Der April kam, es wurde heiß, sehr heiß und die Pflanze trieb plötzlich wieder aus. In einem Monat entwickelte sich eine Rosette, so groß wie die 3 jährige, die sich zurückgezogen hatte und dann veränderte sich das Herz. Innen begann ein Hügelchen zu wachsen und ich ahnte, daß meine Enttäuschung aufgewogen würde. Und jetzt ist sie da, eine handtellergroße Goldblüte. Sie öffnet sich nur bei Sonne und in den hellen Mittagsstunden. Aber das Warten auf den Goldtaler hat sich für mich gelohnt, auch wenn die Blätter schon wieder unschön werden.




9 Kommentare:

Margit hat gesagt…

Leider hab ich nicht die passenden Bedingungen für eine Silberdistel. Die habe ich als Kind geliebt, dein Beitrag hat mich gerade wieder daran erinnert. Vielleicht sollte ich mal über einen kleinen Trog nachdenken...
Liebe Grüße, Margit

SchneiderHein hat gesagt…

Ach ja die Silberdiestel. Die hatte ich vor vielen Jahren in einer Rabatte zwischen zwei Einfahrten. In unseren Garten passt sie leider auch nicht. Aber sie ist eine faszinierende Pflanze.
Liebe Grüße Silke

Lis vom Lindenhof hat gesagt…

Deine kleinen Geschichten zu den Fotos finde ich immer besonders nett, auch wenn ich nicht gerade ein Distelfan bin.:-)

Anonym hat gesagt…

You have many beautiful flower photographs. I like them. And I see one like I have.

Abraham Lincoln
Brookville Daily Photo

Anonym hat gesagt…

Thank you very much for the name. I looked "Andrenidae" up and found them and it is the correct name. I have added it to the post on my blog and your name as well. I hope this will be OK with you.

I have also seen this bee again today on a morning glory and took several more photos of it.

Thanks again.

Abraham Lincoln
Brookville Daily Photo

Margrit hat gesagt…

Hab ich das jetzt richtig verstanden? Seit 10Jahren eine Trockenblume (dh ohne Wurzel)öffnet sich die Silberdistel im Dezember? Das ist für mich ein Wunder.
Schönen Sonntag
Margrit

Wurzerl hat gesagt…

Ja, exakt Margrit, ich hatte im ersten Winter an einem schönen Vorfrühlingstag aufgeräumt. Als ich im nächsten Herbst die Silberdisteln aus der Schachtel holte, dachte ich, wieso habe ich denn diiiiiiie aufgehoben. Im Dunkeln waren die Blüten geschlossen und sahen nicht sehr attraktiv aus. Ich legte sie auf die Seite, fing mit Moos, Kiefern- u. anderen Zweigen an zu dekorieren. Als ich am Schluß die Silberdisteln entsorgen wollte, waren sie im hellen Tageslicht aufgegangen und strahlten mit ihrem Perlmuttschimmer, als hätte ich sie frisch geschnitten. Und das tun sie nun seitdem jedes Jahr!

Jojo hat gesagt…

Wunder über Wunder der Natur und als besonderes i-Tüpfelchen obenauf Deine wunderbaren Geschichten dazu. DANKE, liebe Wurzerl!!! Ich wünsch Dir einen schönen Sonntag - liebe Grüße von marlene

Sisah hat gesagt…

Hallo Wurzerl,
Dein Beitrag liegt zwar schon etwas zurück, aber Titel und eine Aussage im Text veranlassen mich doch noch mal zu kommentieren.
Meine Faszination zu den Silberdisteln waren zu Beginn meiner Internetzeit auch ein Grund in Foren diesen Namen als Pseudonym zu verwenden. Hätte ich auch im Blog getan, leider war der Name schon besetzt. (auf den Anfangsseiten meines Blogs habe ich es beschrieben) Ich habe ein Faible für alle Disteln,aber musste wie Du auch feststellen, dass sie recht eigenwillig sind...entspricht wohl auch meinem Naturell, so dass sich da eine natürliche Affintät ergibt.

" Frau ist neugierig (Männer sind nur wissenschaftlich interessiert)"
Eine Aussage in Deinem Text, die ich nicht auf sich beruhen lassen will:heißt das im Umkehrschluss, dass Frauen wissenschaftlich nicht interessiert sind? Ich hoffe nicht, meine Neugierde erstreckt sich gärtnerisch gerade auch auf den wissenschaftlichen Bereich, genauso wie gerade im gärtnerischen Bereich Männer extrem neugierig und unter ihnen auch recht exzentrische, gärtnernde Exemplare sind, die ständig auf der Suche nach Neuem sind.
Tolle Fotos Deiner Carlinas!